Peter Piek
Malerei
Galerie Süd Magdeburg 13.1.2011 -14.2.2011
Malerei=Musik
Mit dieser einfachen Gleichung ist auch schon das Wesentliche ausgesagt über Peter Pieks Werk: Malerei und Musik, Farbe und Rhythmus, Klanggewölk und Linienacker.
Diese Ausstellung "Malerei" in der Galerie Süd zeigt nun mit den runden Schwerelosbildern erstmalig diesen ausgereiften Peter-Piek-Werkzyklus, der alle bisherigen Entwicklungen aufgreift und auf das Engste mit der Musik verwoben ist. Deshalb ist dies eine ganz besondere Ausstellung.
Auslöser für die Idee der Schwerelosigkeit im gemalten Bild war das Landschaftsprojekt "Rhythmus und Ebene zu Farbe". Beim siebten von zwölf Bildern drehte Peter Piek die Landschaft und stellte fest, dass der Gravitationsbezug aufgehoben sein müsse, um zu einer besseren Musikalität in der Malerei zu gelangen.
Um dies näher zu untersuchen wagte er sich an den Entwurf eines Projektes für den Berliner Alexanderplatz. Eine Installation mit Leuchtröhren, die das Bild im urbanen Raum präsent macht, ohne gemalt zu sein und: welche die Schwerkraft negiert.
Die konkrete architektonische Umsetzung steht noch aus, die Entwürfe wurden bereits besprochen.
Denn bei der Malerei wird der Raum zum Problem, die Musik existiert mit einer bestimmten Zeitspanne , die Malerei existiert zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Peter Piek begibt sich immer mehr in den Zwischenraum, der als unüberwindbar scheinende Kluft aus dem Konflikt aus zeitrepräsentierender Musik und zeitkonservierender Malerei entsteht. Und seine Lösung ist die einfache Gleichung:
Malerei=Musik.
Daraus ergeben sich nun für den Maler und den Musiker schwerwiegende Folgerungen. Das hieße nämlich nun, dass die Malerei keine Zeit hat. Dass Malerei keinen Anfang und kein Ende mehr haben kann. Und kein Oben und Unten.
Ein Bild, so Peter Pieks Forderung, muss sich Zeit neu erschaffen und damit befindet es sich wie in einem schwerelosen Raum.
Von diesen Voraussetzungen ausgehend gelangt man somit folgerichtig zu den sogenannten Schwerelosbilder von Peter Piek.
Aus dem schon umfangreichen Bildschaffen von Peter Piek möchte ich noch eine weitere Werkgruppe herausgreifen, die eine Annäherung an das Zentrum der piekschen Bildwerdung ermöglicht: „I Love You Farbe“.
Diese Bilder wirken spontan sehr piekig. Auslöser für den direkten Einsatz der Schriftelemente war das letzte Pewee-Princess-Bild, auf welchem in englisch die letzten schriftlichen Worte von Klaus Sobolewski zu lesen sind:
"An einem fernen Tag, wenn viele Worte schweigen, wird etwas Seltsames geschehen."
Später werden sie zu den hier gezeigten Songbilder konsequent weiterentwickelt werden.
Die Bildelemente verlieren ihren eindeutigen Gravitationsbezug, Peter Piek hat die Leinwände gedreht.
Doch das eigentliche Thema ist die Farbe - eine Hommage an das gesamte Farbspektrum, eine Liebeserklärung an alle Farben: I Love You Black, Red, Siena, White, Scarlet Lake.
Die bestimmte Farbe der Schrift – ihr ist das jeweilige Bild gewidmet- spielt innerhalb des Bildes eine wichtige Rolle.
Peter Piek lotet seinen persönlichen Umgang mit Farbe aus. Hier und da schleicht sich sogar Figürlichkeit ein, aber wird nie wichtig, denn als Musiker ist Peter Piek in diesen und den anschließenden Songbildern vor allem Songwriter. Der Songtext ist erzählerisch – genau wie das Figürliche in der Malerei, was Peter Piek deshalb gar nicht benötigt, da er die Geschichte über den Song bereits erzählt.
Und ohne den Song wird auch die Instrumentalmalerei des Peter Piek abstrakt. Dafür gibt es gut zu beobachtende Parallelen im oben besprochenen Peewee-Princess-Zyklus, dessen musikalischer Teil ein Instrumental enthält, was an der zeitlich synchronen Stelle mit gegenstandslosen Bildern korrespondiert.
Verwoben sind also die Bilder des Peter Piek – und wie ein Musikstück oft Gesang und Instrumentalpartien enthält, so schöpfen auch die piekschen Bildkompositionen aus beidem.
Peter Piek ist als Mensch Maler, als Maler Musiker, als Musiker Songwriter und als Songwriter Autor.
In Kürze, zur Leipziger Buchmesse, erscheint das neue Buch von Peter Piek und Michael Goller – der Art-Fiction-Roman „Die Puppenspieler“. Das durch und durch dialogisch geschriebene Buch (in Chatform) ist die Fortsetzung des ersten Romanes des Autorenteams „Das Malbuch“. Im Malbuch retten zwei Malerpersönlichkeiten – SeaOfColorMick und BrushStrokePete – die Welt vor dem Zugriff einer außerirdischen Macht, die die Gedanken der Menschen mittels sogenannter Kappastrahlung steuert. Sie retten die Welt mit: Malerei. Und nur mit Malerei. Im neuen Buch, die Puppenspieler, werden nun SeaOfColorMick und BrushStrokePete angeklagt, der Vorwurf: Malen ohne Zahlen. Es treten namhafte Zeugen der Anklage und der Verteidigung auf: DerMitDemWolfMalt, Neon Bauch, eine Fliege mit einem Verständigungsproblem, am Ende kann das Urteil nicht verhindert werden: Die Maler werden zur Gefängnisstrafe mit Ausmaltherapie verurteilt.
Daraus möchte ich nun für Sie einen Auszug lesen.
Rede von Michael Goller, Januar 2011